Am 6.12.08 marschierten Neonazis wieder durch Lichtenberg um für ein “nationales Jugendzentrum” zu demonstrieren. Dem stellten sich auch Mitglieder der Grünen Jugend Marzahn-Hellersdorf in den Weg.
Florian Schwabe berichtet: „Also uns (Clara, Christian und mich) hat man in der Sewanstraße an die Ränder gedrängt und die Nazis vor unseren Augen durchziehen lassen. Dass da von beiden Seiten geworfen wurde, was geworfen werden konnte, war vorhersehbar. Trotzdem ist die Polizei massiv gegen uns vorgegangen und nicht auch gegen Würfe aus der Nazidemo.
Sewan-/Volkradstraße kam es zu einer erneuten Sitzblockade. Anstatt die Nazis nach Hause zu schicken, hat die Polizei entschieden, die Nazis durch Volkradstraße abkürzen zu lassen, was bedeutete, dass sie nicht mehr durch den Weitlingkiez konnten. Wir waren trotzdem dagegen und sind geblieben, am Ende haben sich auch eine Reihe älterer Damen, und Frau Emmrich (Bezirksbürgermeisterin von Lichtenberg) in der Mitte, uns unterstützt und sich vor uns hingestellt. Trotzdem räumte die Polizei und schickte uns die Sewanstraße weiter hoch, auch unter Einsatz von Wasserwerfern, weil angeblich Flaschen geflogen waren, wovon ich nur eine oder zwei, wenn’s hochkommt, gesehen hab. Mittlerweile wurden einige Container umgeworfen und einiges Zeugs von den DemonstrantInnen auf die Straße geschafft, was die Polizei wieder mit Wasser beantwortete. Die Leute zerstreuten sich in alle Winde und Seitenstraßen. Gegen 17 war ich dann wieder auf dem Rückweg Richtung S+U Lichtenberg, wohin noch einige Leute mitliefen, zwischendurch haben wir auch die Nazis mal wiedergesehen.
Also insgesamt hatte ich den Eindruck, dass die Polizei völlig eskalierend vorgegangen ist und mit verantwortlich war, für die Ausschreitungen.“
Christian Fender (Bezirksverordneter Marzahn-Hellersdorf), der ebenfalls unter den DemonstrantInnen gegen den Naziaufmarsch war, meint dazu:
“Schon im Vorfeld gab es Verbote von Gegendemonstrationen, mit dem Argument, dass die Nazis störungsfrei marschieren können. Das ist völlig unverständlich. Nichts gegen die Demonstrationsfreiheit und nichts dagegen, dass die Polizei versucht die Nazis vor Gewalt zu schützen, aber hey, der Gegenprotest gehört auch in den Bereich Demonstrationsfreiheit.
Die Auflagen der Polizei völlig abseits und zu ganz anderen Zeiten zu protestieren waren ein Witz und total realitätsfremd. Es war klar, dass es genug Menschen geben wird, die das nicht akzeptieren werden und so gezwungen sind gegen Regeln zu verstoßen um ihren Protest Ausdruck zu verleihen.
Fazit: die Polizei hat völlig versagt mit ihren Entscheidungen, ihrer Taktik und dem individuellem Verhalten.
Die Brutalität der Polizei führte zwangsläufig zur Eskalation. Das Verhalten der Polizei muss sich grundlegend ändern. Bürgerschaftliches Engagement und Protest gegen Rechtsextremismus muss unterstützt und nicht kriminalisiert werden.”
Einen ausführlichen Bericht zur Sache gibt’s auf Christians Homepage: www.christianfender.de